Monte Carlo (Reuters) - Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück will dem Preisdruck bei den anstehenden Verhandlungen über die Erneuerung von Verträgen mit den Erstversicherern widerstehen.
"Unsere Kapazität, unsere Expertise und unser individueller Service sind gefragt", erklärte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Sonntag in Monte Carlo. "Gleichzeitig betreiben wir weiterhin aktives Zyklusmanagement und setzen unsere Kapazität nur dort ein, wo wir angemessene Preise und Bedingungen erzielen können." In Monte Carlo treffen sich die Rückversicherer im September stets zum Auftakt der Erneuerungsverhandlungen für Verträge, die zum Jahreswechsel auslaufen.
Vor allem in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung machen Hedgefonds und andere Investoren traditionellen Rückversicherern Konkurrenz. Der scharfe Wettbewerb gehe weiter, Preise und Bedingungen für Rückversicherungsschutz seien deshalb weiterhin unter Druck, erklärte die Münchener Rück, "allerdings mit nachlassender Intensität". Waren die Preise im vergangenen Jahr im Schnitt um zehn Prozent und mehr eingebrochen, geht die Ratingagentur S&P für 2016 nur noch von einem Minus von fünf bis zehn Prozent aus.
Um dem Preiskampf zumindest zum Teil auszuweichen, setzt der Weltmarktführer auf seine Fähigkeit, Risiken besser abzuschätzen und damit neuartige Schadenereignisse abzusichern, gegen die es bisher keinen Versicherungsschutz gab. "Dabei geht es nicht nur um technologische Veränderungen, auch auf wirtschaftliche und soziale Umbrüche müssen wir uns einlassen und damit verbundene Risiken versicherbar machen", erklärte Jeworrek. Die Sparte "Risk Solutions", die sich auf solche Neuheiten konzentriert, sei mit einem Prämienvolumen von vier Milliarden Euro und einer guten Schaden-Kosten-Quote "eine stabile Ertragssäule". Bei der Beurteilung von Cyber-Risiken etwa hole sich die Münchener Rück auch Expertise großer IT-Konzerne ins Haus.