Reuters

Lanxess verbündet sich mit saudischem Erdölriesen

22.09.2015
um 14:46 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Chemiekonzern Lanxess hat einen Partner für sein schwächelndes Kautschukgeschäft gefunden.

"Damit ist uns nicht nur ein Durchbruch sondern ein Befreiungsschlag geglückt", sagte Vorstandschef Matthias Zachert am Dienstag. Dem Kölner Unternehmen sei damit der vielleicht wichtigste Schritt im Rahmen seiner Neuausrichtung gelungen. "Von nun an können wir wieder mit Wachstum beginnen." Lanxess bringt sein Geschäft mit synthetischem Kautschuk in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem saudischen Ölgiganten Saudi Aramco ein. Beide Firmen werden jeweils die Hälfte daran halten, die operative Führung liegt aber bei den Deutschen. Saudi Aramco wird für seinen Anteil nach Abzug von Schulden und Verbindlichkeiten etwa 1,2 Milliarden Euro in bar zahlen.

Im Geschäft mit synthetischem Kautschuk, der etwa bei Autoreifen, Dichtungen und Schläuchen eingesetzt wird, ist Lanxess zwar Weltmarktführer. Neue Wettbewerber, fallende Preise und Überkapazitäten hatten dem Konzern aber zu schaffen gemacht, weshalb der Vorstand auf Partnersuche ging. Insidern zufolge hatten auch der Petrochemiekonzern Ineos sowie die russischen Petrochemiefirmen NKNK und Sibur Interesse. Nach "zwölf sehr intensiven Monaten" der Gespräche fiel die Wahl auf den weltgrößten Ölförderer Saudi Aramco. Damit sichert sich Lanxess direkten Zugang zu Rohstoffen, die für die Produktion von synthetischem Kautschuk benötigt werden. Der Unternehmenswert für das Joint Venture liegt bei 2,75 Milliarden Euro. Damit sei es höher bewertet als erwartet, erklärte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Lanxess-Aktien waren mit einem Plus von mehr als drei Prozent einer der größten Gewinner im Nebenwerteindex MDax.

KAUTSCHUKGESCHÄFT BLEIBT IN SCHWIERIGEM FAHRWASSER

"Mit dieser Allianz verschaffen wir dem Kautschukgeschäft eine sehr starke Wettbewerbsposition und die bestmögliche Zukunftsperspektive", urteilte Zachert. "Gemeinsam können wir künftig synthetische Kautschuke in einer integrierten Wertschöpfungskette von der Ölquelle bis zum Endprodukt herstellen." Bei den Produktionskosten machen die Rohstoffe alleine 70 Prozent aus. Lanxess wird das Joint Venture noch für drei Jahre voll konsolidieren, an den Besitzverhältnissen soll sich in den nächsten fünf Jahren nichts ändern.

Das unternehmerische Risiko werde nun auf zwei Schultern verteilt, sagte Zachert, der damit rechnet, dass das Kautschukgeschäft noch zwei bis drei Jahre durch schwieriges Fahrwasser gehen wird. Das Geschäft könne diesen Herausforderungen aber nun besser begegnen. Da es keine Schulden als "Mitgift" bekommt, sei es auch in der Lage zuzukaufen und bei der Konsolidierung des Marktes eine führende Rolle zu spielen.

Den Abschluss der Transaktion erwartet Zachert für das erste Halbjahr 2016. Etwa 400 Millionen Euro aus dem Erlös der Transaktion wollen die Rheinländer für Investitionen in ihre weniger zyklischen Geschäfte nutzen. Weitere 400 Millionen Euro sollen zur weiteren Schuldenreduzierung und etwa 200 Millionen Euro für ein Aktienrückkaufprogramm verwendet werden.

Der Vorstand hat bereits damit begonnen, das Kautschukgeschäft in eine rechtlich eigenständige Geschäftseinheit innerhalb des Konzerns zu überführen. Zu der neuen Einheit werden 20 Produktionsbetriebe mit rund 3700 Mitarbeitern gehören. Sie wird Geschäfte mit einem Jahresumsatz von zuletzt drei Milliarden Euro umfassen. Lanxess setzte im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro um. Zachert hatte ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg gebracht, das sich für Lanxess zunehmend bezahlt macht.

Lanxess AG

WKN 547040 ISIN DE0005470405