Frankfurt/München (Reuters) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess muss in der Bilanz des abgelaufenen Jahres Sonderbelastungen von mehr als einer halben Milliarde Euro verkraften und verschreckt damit seine Anleger.
Lanxess-Aktien fielen am Mittwoch um bis zu fünf Prozent auf ein Zwölf-Wochen-Tief von 22,86 Euro. Der Kölner Konzern hatte die Belastungen am Vorabend mit Firmenwertabschreibungen in zwei Sparten sowie Wertanpassungen bei seiner Minderheitsbeteiligung am Kunststoffunternehmen Envalior begründet. Lanxess wird damit wohl für 2023 einen noch höheren Verlust ausweisen - nach neun Monaten stand im fortgeführten Geschäft bereits ein Minus von 266 Millionen Euro zu Buche.
Die Bilanz für das vergangene Jahr veröffentlicht das Unternehmen am 14. März. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) dürfte sich im Rahmen der Analystenerwartungen bewegen, erklärte Lanxess. Diese liegen derzeit im Schnitt bei 510 Millionen Euro. Der Konzern hatte im November wegen anhaltend schwacher Nachfrage seine Ziele gesenkt und zuletzt ein Ergebnis von 500 bis 550 (2022: 930) Millionen Euro prognostiziert.
Auf die im Zuge von Zukäufen in den Sparten Flavors & Fragrances und Polymer Additives aufgebauten Firmenwerte muss Lanxess 413 Millionen Euro abschreiben, nachdem die Nachfrage in diesen Bereichen im vergangenen und im laufenden Jahr schwächer sei als erwartet. Die Analysten von Jefferies gehen davon aus, dass die Wertberichtigungen vermutlich weitgehend im Zusammenhang mit der Übernahme der US-Firma Emerald Kemala für gut eine Milliarde Dollar im Jahr 2021 stehen.
Dazu kommen Abschreibungen auf den Wert des Kunststoff-Gemeinschaftsunternehmens Envalior, an dem Lanxess rund 40 Prozent der Anteile hält. Die Beteiligung, die Ende September noch mit 1,06 Milliarden Euro in den Büchern stand, müsse aller Voraussicht nach um einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag abgewertet werden. Lanxess hatte im vergangenen Jahr sein Geschäft mit Kunststoff-Polymeren mit der entsprechenden Sparte der niederländischen DSM zusammengelegt. Im Zuge dessen übernahm der Finanzinvestor Advent die Mehrheit an Envalior, was Lanxess einen Milliardengewinn einbrachte.
Aus dem Joint Venture mit Advent können die Kölner nach früheren Angaben frühestens nach drei Jahren aussteigen und ihren Anteil dann an den Finanzinvestor verkaufen. Auch wenn der Ausstiegsprozess von Envalior nicht direkt von der Buchwertabschreibung betroffen sei, könnte dies letztlich ein Hinweis darauf sein, dass weitere Nettoerlöse aus dem Verkauf der Beteiligung begrenzt sein könnten, erklärten die Jefferies-Analysten. Dies werfe Fragen nach den Fortschritten von Lanxess beim Abbau seiner Schulden auf - Vorstandschef Matthias Zachert wollte die Erlöse aus der Transaktion vor allem auch zu diesem Zweck nutzen.
(Bericht von Patricia Weiß und Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)