Reuters

Verzögerung bei Flugzeug-Produktion macht Airbus zu schaffen

30.10.2019
um 11:07 Uhr

Berlin/Paris (Reuters) - Der europäische Flugzeugbauer Airbus will im laufenden Jahr weniger Verkehrsflugzeuge als geplant ausliefern, hält aber an seinem Gewinnziel fest.

Der Konzern werde 2019 rund 860 Flugzeuge und damit 20 bis 30 Maschinen weniger als geplant an seine Kunden übergeben, kündigte Unternehmenschef Guillaume Faury am Mittwoch an. Airbus kämpft in Hamburg seit fast zwei Jahren mit Verzögerungen bei der Produktion des A321 ACF, der mit seinem modifizierten Rumpf eine flexiblere Kabinengestaltung und Zusatztanks ermöglicht. Faury hatte deshalb bereits im Sommer angedeutet, dass die Auslieferungszahlen nach unten gehen könnten. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll in diesem Jahr dennoch um etwa 15 Prozent steigern. "Unser Festhalten am Gewinnziel trotz der reduzierten Auslieferungen zeigt, wie profitabel wir mit den Flugzeugen der A320neo-Serie sind", sagte Finanzchef Dominik Asam.

Airbus-Aktien gaben nach dem Handelsstart knapp 1,5 Prozent nach. Der Produktionshochlauf des A321 ACF bleibe herausfordernd, erklärte der Konzern. Er senkte deshalb auch die Prognose für den Mittelzufluss (Free Cash Flow) von vier auf etwa drei Milliarden Euro. Mitten in der Ausweitung der Produktion falle es dem Unternehmen besonders schwer, Verspätungen wieder aufzuholen, sagte Faury. Er reagierte damit auch auf die Kritik eines hochrangigen Leasing-Managers, der bemängelt hatte, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich die Lage im kürzlich erweiterten Hamburger Airbus-Werk verbessere. Die Probleme dort schienen eher schlimmer als besser zu werden, hatte der Chef von Air Lease Corp, John Plueger, gesagt.

Um sein abgesenktes Auslieferungsziel zu erfüllen, muss Airbus im letzten Quartal noch 289 Flugzeuge an die Kunden übergeben - und damit fast so viele Maschinen wie im vierten Quartal 2018, als der Flugzeugbauer eine Rekordzahl von 297 Flugzeugen auslieferte. Bis 2021 will Airbus die Produktionsrate für die A320-Familie auf 63 Maschinen pro Monat steigern.

ZOLLSTREIT MIT USA ALS DAMOKLES-SCHWERT

Kopfzerbrechen bereitet dem Konzern weiter der Zollstreit zwischen den USA und Europa, nachdem die USA in Europa gebaute Flugzeuge zuletzt mit Einfuhrzöllen in Höhe von zehn Prozent belegt hatten. Eine Gegenentscheidung aus Brüssel wird im kommenden Jahr erwartet. Faury deutete an, dass Airbus seinen US-Kunden bei den Mehrkosten für bereits in der Produktion befindliche Flugzeuge entgegenkommen könnte. "Wir kümmern uns um jeden Einzelfall und bemühen uns, die Hindernisse zu überwinden", sagte er. Die Lage werde sich jedoch weit schwieriger gestalten, sobald auch Maschinen betroffen seien, die in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres und später ausgeliefert werden sollten. Der Zollstreit sei sinnlos, niemand werde daraus als Gewinner hervorgehen, warnte Faury erneut.

Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg nach neun Monaten um 51 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Geschuldet sei dies vor allem dem Hochlauf der Produktion beim A320neo und Fortschritten im A350-Programm. Der Umsatz kletterte danach auf 46,2 (40,4) Milliarden Euro.

Airbus SE

WKN 938914 ISIN NL0000235190