München (Reuters) - Die anhaltend düsteren Aussichten für das Geschäft mit Silizium für Solaranlagen reißen den Münchner Chemiekonzern Wacker Chemie in diesem Jahr voraussichtlich tief in die roten Zahlen.
Das Familienunternehmen muss rund 750 Millionen Euro auf den Wert der Produktionsanlagen für Polysilizium im bayerischen Burghausen, im sächsischen Nünchritz und in Charleston in den USA abschreiben, wie Wacker Chemie am Donnerstag mitteilte. Die Preise für Solarsilizium sind im Keller, weil China einerseits weniger neue Anlagen baut als erwartet und die dortigen Hersteller andererseits den Markt mit billigem Solarsilizium überschwemmen. Unter dem Strich erwartet Wacker Chemie damit in diesem Jahr einen Nettoverlust von rund 650 Millionen Euro.
Zuletzt hatte Wacker noch mit einem Gewinn von mehr als 100 (2018: 260) Millionen Euro gerechnet. Darin ist eine Zahlung von 112 Millionen von der Versicherung enthalten, die den Konzern für einen Brand in Charleston entschädigt, der die Produktion vor zwei Jahren lange lahmgelegt hatte.
Eine Erholung der Preise für Solarsilizium erwartet Wacker Chemie zumindest im nächsten Jahr nicht. "Der chinesische Staat subventioniert diesen Ausbau nicht nur mit Krediten und Fördermitteln, sondern stellt dort den Polysilicium-Produzenten auch Strom aus Kohlekraftwerken zu extrem günstigen Preisen zur Verfügung", sagte Finanzvorstand Tobias Ohler. "Unsere Einschätzungen für das kommende Jahr haben wir deshalb entsprechend angepasst." Wacker reagiert mit Sparmaßnahmen. "Wir arbeiten weiter konsequent daran, unsere Kosten zu senken, und fokussieren uns auf Polysilicium für Halbleiteranwendungen sowie auf hochqualitatives Material für monokristalline Solarzellen", erklärte Ohler.
Die Wacker-Aktie schloss im Xetra-Handel ein halbes Prozent leichter bei 62,20 Euro. Zahlreiche Analysten hatten mit der Abschreibung bereits gerechnet.