München (Reuters) - Deutschlands größter Agrarhändler BayWa macht sich in der Coronakrise Sorgen um den Nachschub an Dünger und Pflanzenschutzmitteln für die Landwirtschaft.
Die Lieferketten seien "durchaus beeinträchtigt", räumte Vorstandschef Klaus Josef Lutz in einer Telefonkonferenz am Donnerstag ein. "Derzeit sind wir gegenüber unseren Landwirten ohne Einschränkung lieferfähig." Vor allem wenn sich die Lage an den Binnengrenzen in Europa in den nächsten Wochen nicht ändere, könne es aber zu Unterbrechungen kommen. Bei Dünger sei Deutschland auf Importe aus anderen EU-Staaten angewiesen. "Wir fahren auf Sicht."
Kopfzerbrechen macht Lutz mit Blick auf die Ernte auch das Fehlen der Saisonarbeiter aus Osteuropa, die derzeit nicht über die deutschen Grenzen einreisen können. "Ohne Erntehelfer wird es sehr schwer", sagte er. In Deutschland fehlten rund 300.000 dieser Hilfskräfte, die etwa aus Polen oder Rumänien kommen. Auch die BayWa brauche bei der Apfelernte am Bodensee jährlich einige tausend Erntehelfer. "Es wäre ein Jammer, wenn die Ernte auf den Feldern verdorrt", sagte Lutz.
Ähnliches gelte für die BayWa-Tochter Turners & Growers in Neuseeland, das sich wegen der Corona-Pandemie abgeschottet hat. Dort fehlten Helfer bei der Zitrusfrüchte- und Kiwi-Ernte. Helfen könnten Ernteroboter, die die BayWa dort derzeit erprobt. Die speziell für die Apfelernte entwickelten automatischen Erntehelfer arbeiteten sieben Tage pro Woche 24 Stunden, einer von ihnen könne 25 Arbeiter ersetzen, sagte Lutz. Damit könne man sich etwas weniger abhängig von Saisonarbeitern" machen - auch nach der Krise. "Automatisierung wird für das Überleben der Landwirtschaft essenziell sein", glaubt der BayWa-Chef.