Frankfurt (Reuters) - Nach den überraschenden Rücktritten an der Commerzbank-Spitze fordert die Gewerkschaft Verdi eine Verschlankung des Vorstands.
"Wer bis zu einem Viertel der Belegschaft abbauen will, muss auch die eigenen Gremien verkleinern", sagte der Verdi-Funktionär und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Bei der Zusammenlegung von Ressorts ist eine Möglichkeit, dass Firmenkundenchef Roland Boekhout auch das Privatkundengeschäft übernimmt. Das ist aber bei weitem nicht die einzige Variante."
Wittmann trat dem Eindruck entgegen, er fordere den Abgang von Privatkundenchef Michael Mandel. Mandel gilt als Vertrauter des scheidenden Vorstandschefs Martin Zielke und ist stets für die Beibehaltung eines großen Filialnetzes eingetreten. Im Rahmen ihrer Sparpläne will die Commerzbank Insidern zufolge 10.000 Stellen streichen und rund die Hälfte ihrer tausend Filialen schließen. Mandel steht daher in Kritik, mehrere Investoren haben hinter vorgehaltener Hand seinen Abgang gefordert. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.
Boekhout, der von 2010 bis 2017 das erfolgreiche Deutschland-Geschäft der niederländischen Großbank ING führte, stieß Anfang des Jahres zur Commerzbank. Er gilt neben Finanzchefin Bettina Orlopp als interner Kandidat für den Vorstandsposten. Die Commerzbank sucht aktuell nach eine Ausweg aus dem Führungschaos, in die sie die Rücktrittsankündigungen von Vorstandschef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann gestürzt hatten. Schmittmann will am 3. August seinen Hut nehmen, Zielke will spätestens Ende des Jahres ausscheiden.