Reuters

Corona-Krise und Umbau setzen Commerzbank zu

05.11.2020
um 13:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Corona-Krise und die niedrigen Zinsen erhöhen den Druck auf die Verluste schreibende Commerzbank.

"Wir müssen bei der Kostenreduzierung vorankommen. Wir können uns keinen Stillstand leisten", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalsergebnisse. Von Juli bis September machte die stark auf mittelständische Firmenkunden ausgerichtete Commerzbank wegen einer höheren Vorsorge für Kreditausfälle und Umbaukosten einen Verlust von 69 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 297 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Orlopp warnte auch wegen des erneuten Lockdowns vor weiteren Belastungen im vierten Quartal und rechnet weiterhin mit roten Zahlen im Gesamtjahr.

Die trüben Aussichten verschreckten die Anleger: Mit einem Minus von mehr als sieben Prozent auf 3,96 Euro waren die Commerzbank-Aktien größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax.

Seit fast einem Jahr schraubt das Frankfurter Geldhaus an einem verschärften Sparkurs, der eigentlich im vergangenen Sommer präsentiert werden sollte. Doch die Führungskrise lähmt die Bank: Erst wenn der neue Chef Manfred Knof an Bord ist, können Nägel mit Köpfen gemacht werden. "Ich bin zuversichtlich, dass wir Ihnen die wichtigsten Eckdaten unserer neuen Strategie im ersten Quartal 2021 vorstellen können", sagte Orlopp. Finanzkreisen zufolge sehen die bisherigen Pläne vor, 10.000 Stellen und damit jeden vierten Job zu streichen sowie hunderte weitere Filialen zu schließen.

Zuletzt sorgte vor allem das große Stühlerücken im Top-Management für Aufsehen. Im Juli hatten Vorstandschef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann nach heftiger Kritik des Großaktionärs Cerberus ihren Hut genommen. Im September warf dann auch noch Privatkundenchef Michael Mandel hin. Orlopp, die als eine Kandidatin für die Zielke-Nachfolge gehandelt worden war, will dagegen nach eigener Aussage an Bord bleiben. "Ich sitze hier eigentlich sehr zufrieden als CFO", sagte sie in einer Telefonkonferenz. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit mit Knof, der zum Jahreswechsel von der Deutschen Bank kommt.

DURCH NEUE CORONA-LOCKDOWNS STEIGT DIE UNSICHERHEIT

Auf Knof wartet ein großes Stück Arbeit. Er soll nicht nur den Radikalumbau der Commerzbank vorantreiben, auch für den Einnahmenschwund muss er eine Lösung finden. Im drittel Quartal sanken die Konzernerträge auf zwei (Vorjahreszeitraum: 2,18) Milliarden Euro, während sich die Vorsorge für Kreditausfälle auf 272 (114) Millionen Euro mehr als verdoppelte. Zudem belastete die Schließung von 200 der 1000 Filialen und der Stellenabbau die Bank mit gut 200 Millionen Euro.

Orlopp rechnet im vierten Quartal mit weiteren Belastungen durch drohende Kreditausfälle und Umbaukosten. Im Moment fühle sie sich mit der Prognose von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro an Risikovorsorge für faule Kredite im Gesamtjahr wohl. "Die letztendliche Höhe hängt jedoch vom weiteren Verlauf der Pandemie ab." Die Folgen der neuen Corona-Lockdowns ließen sich noch nicht abschätzen. Unklar bleibt damit, wie hoch der Verlust im Gesamtjahr ausfallen wird. Analysten hatten zuletzt im Schnitt für 2020 ein Minus von gut 150 Millionen Euro prognostiziert. Sie trauen dem Institut erst 2022 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu.

Etwas optimistischer ist Orlopp bei der Kapitalausstattung geworden. Sie erwartet nun eine harte Kernkapitalquote zum Jahresende von mindestens 13 (bisher: mindestens 12,5) Prozent. "Wir haben ein stabiles Kundengeschäft und eine starke Kapitalausstattung", sagte die Finanzchefin. "Das ist eine gute Basis für künftige Belastungen aus der Corona-Krise und für die weitere Neuausrichtung der Bank."

Commerzbank AG

WKN CBK100 ISIN DE000CBK1001