München (Reuters) - Die Münchener Rück sieht in den kommenden fünf Jahren angesichts steigender Preise bessere Wachstumschancen.
Vor allem das besonders profitable Geschäft mit maßgeschneiderten Versicherungslösungen für Unternehmen (Risk Solutions) soll bis 2025 kräftig zulegen, wie Vorstandschef Joachim Wenning bei der Vorstellung der Pläne am Dienstag sagte. Der weltgrößte Rückversicherer will auch die Erstversicherungs-Tochter Ergo auf das im Kerngeschäft gewohnte Renditeniveau bringen und damit den Konzerngewinn im Schnitt um mindestens fünf Prozent pro Jahr auf deutlich mehr als drei Milliarden Euro hochschrauben. Es gebe keinen Grund, alles anders zu machen, sagte Wenning. "Es lief ja auch gut, und es läuft auch gut."
Die ehrgeizigeren Wachstumspläne könnten aber auf Kosten der milliardenschweren Aktienrückkäufe gehen, an die sich die Anleger seit Jahren gewöhnt haben, wie Finanzvorstand Christoph Jurecka auf dem Investorentag andeutete: "Wenn wir deutlich Wert schaffen können, ist es sinnvoller, das Kapital für Wachstum zu verwenden." Die Dividende - zuletzt 9,80 Euro je Aktie - soll aber "in normalen Jahren" um jeweils mindestens fünf Prozent höher ausfallen. Das beruhigte die Aktionäre: Die Münchener-Rück-Aktie behauptete sich bei 239,40 Euro. "Munich Re ist ein Fels in der Brandung", sagte ein Händler.
KEINE POLICE MEHR FÜR PANDEMIEBEDINGTE AUSFÄLLE
Erst seit diesem Jahr stiegen die Rückversicherungspreise wieder auch dort, wo es vorher keine Großschäden gegeben habe, sagte Vorstandschef Wenning - und das liege nicht etwa an den Corona-Schäden. Er gehe davon aus, dass dieser "harte Markt" nun einige Jahre anhalte. "Wir waren in den letzten drei Jahren vom Glück kaum begünstigt", sagte er mit Blick auf hohe Schäden aus Hurrikanen, Waldbränden und zuletzt der Corona-Pandemie. In diesem und im nächsten Jahr dürften sich die Belastungen durch das Virus auf bis zu vier Milliarden Euro summieren, rechnete Finanzchef Jurecka vor. Ein großer Teil davon entfällt auf die Absage oder Verschiebung von Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen in Tokio. Vorstand Torsten Jeworrek zieht Konsequenzen: Die Münchener Rück werde Veranstaltungsausfälle wegen Pandemien künftig nicht mehr decken.
Ohne die Corona-Krise hätte die Münchener Rück ihr Ziel eines Gewinns von 2,8 Milliarden Euro in diesem Jahr erreicht, sagte Wenning. Von dieser Basis aus soll der Gewinn je Aktie bis 2025 im Schnitt um mindestens fünf Prozent pro Jahr steigen. Schon im nächsten Jahr sollen die 2,8 (2020: 1,2) Milliarden aber erreicht werden. Die Eigenkapitalrendite soll in den nächsten Jahren auf zwölf bis 14 Prozent wachsen, 2020 wären es ohne Corona 11,9 Prozent gewesen. Dazu müsse aber auch die Kapitalanlage ihren Teil beitragen, etwa indem sie mehr in alternative Anlagen und Firmenkredite investiert. Angesichts der anhaltenden Niedrigzins-Phase werde die Anlagerendite bis 2025 trotzdem auf rund 2,5 von 3,0 Prozent abbröckeln.
Wettmachen will Wenning das im operativen Geschäft: Bis 2025 sollen die Beiträge in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung um fast ein Drittel auf 31,5 (2020 erwartet: 24) Milliarden Euro wachsen - ohne mehr Risiken einzugehen. "Risk Solutions" sollen dabei im Jahr um zehn Prozent zulegen. Allein mit Versicherungen gegen Cyberangriffe will die Münchener Rück die Prämien binnen fünf Jahren auf 1,4 Milliarden Euro verdoppeln. Die Leben- und Kranken-Rückversicherung soll um vier Prozent pro Jahr auf 15 (2020 erwartet: 12,5) Milliarden wachsen. Ergo-Vorstandschef Markus Rieß erklärte die Sanierung des zweitgrößten deutschen Erstversicherers für abgeschlossen. Nun will er das Geschäft im Ausland ankurbeln. Aber auch künftig werde Rendite Vorrang vor Wachstum haben. Ergo sei "vom Problemkind zum Aushängeschild geworden", lobte Wenning.