- von Patricia Weiss
Frankfurt (Reuters) - Das Geschäft mit Tierfutter boomt: In der Pandemie kamen immer mehr Menschen auf den Hund oder auf die Katze und sind gewillt, für ihre vierbeinigen Gefährten viel Geld auszugeben.
Ein Trend, der auch beim Duft- und Aromenhersteller Symrise die Kassen klingeln lässt. Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram will das Geschäft mit Zusatzstoffen für Heimtierfutter des niedersächsischen Unternehmens weiter ausbauen und traut ihm einen Wachstumssprung zu. "Wir werden da investieren, mit Priorität und wir werden dort weiter wachsen, gar keine Frage. Mittelfristig in das ein Geschäft, das über eine Milliarde Umsatz hat", sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview. Derzeit liegt der Jahresumsatz in dem Bereich noch bei über 500 Millionen Euro.
2014 war Symrise mit der 1,3 Milliarden Euro schweren Übernahme der französischen Diana-Gruppe groß in das Geschäft für Heimtiernahrung eingestiegen. Seitdem hat es Bertram stetig verstärkt, etwa durch den Kauf von ADF/IDF, einem amerikanischen Hersteller von proteinhaltigen Inhalts- und Geschmacksstoffen für Hunde- und Katzenfutter, für 900 Millionen Dollar Ende 2019. Das Holzmindener Unternehmen will aber auch in anderen Geschäften expandieren: "Wir haben Bereiche, wo es noch weiße Flecken gibt und wo wir noch mehr machen können."
Am Mittwoch gab Symrise den Einstieg bei der US-Firma Kobo bekannt, einem Anbieter von Farben für Kosmetika und Sonnenschutz. Der Anteil von zunächst 25 Prozent soll weiter aufgestockt werden, wie ein Sprecher sagte. Für weitere Übernahmen sieht Bertram Symrise gut gerüstet: "Wir können sicherlich die Zukäufe, die angedacht sind, problemlos verdauen. Finanzielle Mittel sind im Augenblick nicht das Problem." Zwischen fünf und zehn Kandidaten schaue sich das Unternehmen regelmäßig an.
Symrise, das 2003 aus der Fusion der Bayer-Tochter Haarmann & Reimer mit Dragoco entstand, ist rund 15 Jahre nach seinem Börsengang ein sicherer Kandidat für den Aufstieg in den erweiterten deutschen Aktienindex Dax. Die Deutsche Börse gibt am Freitag bekannt, wer das Rennen gemacht hat. Der Dax, in dem vor allem noch klassischen Industrien dominieren, wird damit etwas bunter. Symrise deckt mit mehr als 30.000 Produkten das ganze Feld der Riech- und Geschmacksstoffe ab: Ob der Mintgeschmack der Zahnpasta oder Parfüms - in unzähligen Alltagsprodukten steckt eine Note Symrise. So stammt etwa die Vanille im Magnum-Eis von dem Unternehmen, ebenso wie der Duft Be Delicious von Donna Karan.
Im August hatte Symrise seine Ziele nach deutlichen Zuwächsen im ersten Halbjahr aufgestockt und erwartet seitdem für dieses Jahr eine operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von mehr als 21 Prozent statt von rund 21 Prozent sowie ein organisches Umsatzwachstum von mehr als sieben (bisher fünf bis sieben) Prozent. "Die Obergrenze für dieses Jahr liegt bei zehn Prozent", konkretisierte Bertram nun die Umsatzprognose. 2020 setzte Symrise 3,52 Milliarden Euro um und erzielte bei einem operativen Ergebnis von 742 Millionen Euro eine Marge von 21,1 Prozent.
Vor allem die Nachfrage nach Inhaltsstoffen für Kosmetika und Parfums zog zuletzt wieder an, nachdem sie zuvor von der Pandemie gebremst wurde. "Dafür tritt in bestimmten Bereichen wie Haushaltsprodukten und Desinfektionsmittel, die eine Extrakonjunktur in Hochzeiten von Corona hatten, eine Normalisierung ein", sagte Bertram. Für Gegenwind sorgen zudem steigende Rohstoffkosten. Für das zweite Halbjahr zeigte sich der Symrise-Chef aber zuversichtlich. "Wir haben so viele Beine, auf denen wir stehen. Selbst wenn ein Bereich nicht so gut läuft, wird das in der Regel durch andere Bereiche wieder aufgefangen. Das ist das, was uns ausmacht."