Reuters

Airbus und IG Metall einigen sich auf Umbau der Flugzeugmontage

01.02.2022
um 13:22 Uhr

Hamburg (Reuters) - Airbus kann nach einem langwierigen Streit mit der IG Metall den Umbau der Flugzeug- und Teilefertigung in Deutschland angehen.

Der Flugzeugbauer einigte sich nach 18-stündigen Verhandlungen mit der Gewerkschaft auf ein umfassendes Paket zur Sicherung aller acht Standorte und der Beschäftigung, wie beide am Dienstag mitteilten. Insgesamt sind von dem Umbau mehr als 13.000 Beschäftigte betroffen, rund 10.000 allein in der Innenausstattung und Montage von Flugzeugrümpfen. Bis Ende 2030 sicherte Airbus für die Flugzeugmontage den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen zu. Durch den Hochlauf der Flugzeugproduktion sollen in den nächsten Jahren neue Arbeitsplätze entstehen. Allein am Standort Hamburg sind rund 1000 Neueinstellungen geplant. Ein von der IG Metall angedrohter Streik wurde durch den Tarifabschluss abgewendet.

"Mit der industriellen Neuaufstellung schaffen wir bei Airbus die richtigen Voraussetzungen für den Flugzeugbau der Zukunft und stärken Deutschlands Rolle innerhalb von Airbus Europa für die kommenden Jahrzehnte", sagte Airbus-Finanzchef Dominik Asam. Bei dem Flugzeugbauer steht in den nächsten Jahren die Nachfolge für die erfolgreiche Kurz- und Mittelstreckenfamilie A320 an. Außerdem will Airbus bis 2035 ein Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. Dazu sind mehrere Szenarien in der Diskussion.

Als Teil der Vereinbarung gründet Airbus ein neues Tochter-Unternehmen, in dem die bisher über das Unternehmen und seine Tochtergesellschaften verteilte Montage von Flugzeugrümpfen zusammengefasst wird. Davon erhofft sich Airbus Einsparungen. Die Einzelteilfertigung der Zuliefer-Tochter Premium Aerotec mit Standorten in Augsburg, Varel und Rumänien will Airbus an die Firma Muhr und Bender aus Nordrhein-Westfalen verkaufen, braucht dafür aber die Zustimmung der Gewerkschaft.

Betriebsrat und Gewerkschaft hatten sich lange gegen die Verkaufspläne gestemmt, weil sie eine Zerschlagung von Premium Aerotec befürchteten. Durch den Kompromiss wird die Arbeitnehmervertretungen nun in die Verhandlungen mit Muhr und Bender (Mubea) eingebunden. Der Zulieferer für die Auto- und Luftfahrtindustrie mit Sitz im sauerländischen Attendorn lege einen großen Wert auf den Erhalt der Standorte und Arbeitsplätze und wolle diese sogar ausbauen, teilte Airbus mit. Das Familienunternehmen erwirtschaftete 2020 mit weltweit mehr als 14.000 Mitarbeiter einen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro aus.

Der Verhandlungsführer der IG Metall, der für die Küstenregion zuständige Bezirkschef Daniel Friedrich, bezeichneten den Abschluss als ausgewogenes Ergebnis. Konzernbetriebsratschef Holger Junge ergänzte, mit der Einigung würden die Arbeitsplätze langfristig gesichert und Perspektiven für die Standorte unter dem Dach von Airbus geschaffen. Die IG Metall will nun prüfen, ob die Arbeitsplätze bei einem Verkauf der Werke in Augsburg und Varel langfristig gesichert wären. Für den Fall, dass ein Verkauf bis spätestens Ende 2025 nicht gelingen sollte, will Airbus die Werke behalten.

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