Reuters

Airbus-Chef gibt Führung von Verkehrsflugzeug-Sparte ab

26.09.2023
um 12:42 Uhr

München/Paris (Reuters) - Airbus baut die Führung um. Vorstandschef Guillaume Faury gibt die Führung der wichtigen Verkehrsflugzeug-Sparte nach vier Jahren an den bisherigen Verkaufschef Christian Scherer ab, wie der französisch-deutsche Konzern am Dienstag in Toulouse mitteilte.

Damit steigt der in Duisburg geborene und in Toulouse aufgewachsene 61-Jährige zur Nummer zwei bei Airbus auf. Faury sagte, die Trennung der Funktionen erlaube ihm, seine Zeit ganz "der Steuerung von Airbus in einem komplexen und sich schnell verändernden globalen Umfeld" zu widmen. Dazu gehören die Zukunft der Raumfahrt-Sparte und die Entwicklung eines neuen Kampfjets. Das Kerngeschäft mit Verkehrsflugzeugen, das gut zwei Drittel des Umsatzes und den Löwenanteil zum Gewinn beiträgt, brauche aber "in herausfordernden Zeiten" volle Aufmerksamkeit.

Faury führt den Konzern und die größte Sparte mit ihren rund 80.000 Mitarbeitern seit 2019 in Personalunion. Er betonte, die Zusammenlegung habe in Krisenzeiten zu einer einheitlicheren Ausrichtung und schnelleren Entscheidungen geführt. Damit hatte Airbus damals das Führungsgerangel zwischen Konzernchef Tom Enders und dem Franzosen Fabrice Bregier beendet. "Christian und ich haben die letzten fünf Jahre Hand in Hand gearbeitet, und wir werden das in der neuen Aufstellung weiter tun", sagte der Airbus-Chef. Wirksam werden soll die neue Führungsstruktur nach Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern spätestens im Januar 2024. Reuters hatte über die bevorstehende Beförderung Scherers am Montag berichtet. Sie könnte bei Airbus Insidern zufolge weitere Personalrochaden nach sich ziehen, wenn Führungskräfte nach und nach in den Ruhestand gehen.

Scherer galt - neben Bruno Even, dem Chef der Hubschrauber-Sparte - als einer der Favoriten für den Posten. Er bekleidet seine bisherige Position seit 2018. Damals löste er Eric Schulz ab, der sich als Nachfolger des langjährigen Verkaufschefs John Leahy schwer getan hatte. Scherer ist ein Airbus-Urgestein: Er hat seine Laufbahn 1984 dort begonnen. Schon sein Vater arbeitete für das damalige Airbus-Konsortium und war als Flugtest-Ingenieur am Jungfernflug der ersten Airbus-Maschine 1972 beteiligt.

Vor seiner Berufung zum Verkaufschef hatte Airbus Scherer an den französischen Regionalflugzeug-Hersteller ATR abgestellt, der zu 50 Prozent dem Konzern gehört. Davor war er für die Strategie von Airbus in der zivilen Luftfahrt verantwortlich. In dieser Funktion galt er als treibende Kraft für den Aufbau einer Airbus-Produktion in den USA und bei der Entscheidung für die Produktion des Kassenschlagers A320neo.

Als Spartenchef steht er vor operativen Herausforderungen: Scherer bekräftigte, dass Airbus in diesem Jahr sein Ziel, 720 Flugzeuge auszuliefern, erreichen werde. Bis 2026 soll zudem die Produktion von Kurz- und Mittelstreckenmaschinen der Baureihe A320 um rund die Hälfte auf 75 Flugzeuge pro Monat gesteigert werden.

(Bericht von Alexander Hübner und Tim Hepher, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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