Frankfurt/Berlin (Reuters) - Der Autobauer Mercedes-Benz hat 2023 etwa genauso viele Autos verkauft wie im Vorjahr.
Der Absatz belief sich auf 2,04 Millionen Pkw, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Wachstum in Europa konnte dabei die geringeren Auslieferungen auf dem wichtigsten Markt China und in Nordamerika gerade ausgleichen. Engpässe in der Lieferkette, vor allem bei Modellen mit moderner 48-Volt-Bordelektrik, dämpften die Verkäufe im volumenstarken Kernsegment etwa beim SUV-Modell GLC. Die Marke mit dem Stern fiel weiter als Nummer Zwei hinter den globalen Marktführer für Premiumwagen BMW zurück. Die Münchner steigerten den Absatz im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent auf 2,3 Millionen Autos. Der drittplatzierte Premium-Hersteller Audi holte auf: Die Volkswagen-Tochter schlug mit fast 1,9 Millionen Wagen 17 Prozent mehr los.
Die unterschiedliche Entwicklung der drei Autobauer, die den gleichen zahlungskräftigen Markt beackern, hängt mit der Preispolitik zusammen. Mercedes-Chef Ola Källenius trimmt seine Marke auf Luxus und hohe Rendite. Für das vergangene Jahr wurden mindestens zwölf Prozent operative Marge angepeilt, BMW ist mit der Zielmarke zehn Prozent etwas weniger ambitioniert. Die Schwaben knausern deshalb bewusst mit Rabatten und konzentrieren sich stärker auf hochprofitable Modelle wie S-Klasse und Maybach. "Diese Strategie hat Risiken: Man verliert Skaleneffekte, die häufig durch kleinere Autos kommen", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Audi unterdessen habe eine ältere Modellpalette. Da seien die Investitionskosten schon eingespielt, so dass sich die Marke mit den vier Ringen Zugeständnisse beim Preis leisten könne.
Die VW-Tochter war gegenüber der Konkurrenz in den letzten Jahren stark zurückgefallen und kämpft um steigende Stückzahlen. Im vergangenen Jahr half Audi die bessere Teileversorgung. Am wichtigsten Einzelmarkt China stiegen die Auslieferungen um 13,5 Prozent. Für 2024 und 2025 hat Audi einige neue Modelle angekündigt, mit denen der Rückstand insbesondere bei Elektroautos zu BMW und Mercedes wettgemacht werden soll. Audi-Chef Gernot Döllner sprach von einer "robusten Ausgangslage" für das neue Jahr. "Gleichzeitig ist uns bewusst, dass 2024 angesichts eines verschärften Wettbewerbs und weltwirtschaftlicher Unsicherheiten anspruchsvoll wird."
STARKES WACHSTUM BEI E-AUTOS
Bei Elektroautos kamen die Schwaben unterdessen voran. Mit gut 222.000 vollelektrischen Pkw wie dem EQE stiegen die Verkäufe um 73 Prozent. Der Anteil am Gesamtabsatz betrug damit elf Prozent. Audi schlug 51 Prozent mehr E-Autos der Baureihe e-tron los, so dass mit 178.000 Fahrzeugen gut neun Prozent des Absatzes vollelektrische klimafreundliche Autos waren. BMW liegt mit einer Quote von 15 Prozent auch hier vorne. In diesem Jahr soll die elektrische Version des schweren Geländewagens G-Klasse bei Mercedes für Furore sorgen und von den Verbrennerautos die neue E-Klasse weiter ausgerollt werden. Mercedes-Vertriebschefin Britta Seeger versprach "überlegene Produktsubstanz und Qualität".
Die kleinere Van-Sparte von Mercedes-Benz glänzte unterdessen mit einem Absatzrekord von 447.000 Einheiten, ein Plus von acht Prozent. "Mit Blick auf das Jahr 2024, insbesondere mit der Markteinführung unserer neuen Midsize-Vans und dem neuen eSprinter, steuern wir auf ein weiteres erfolgreiches Jahr für die Van-Sparte an", erklärte Van-Vertriebschef Klaus Rehkugler.
(Bericht von Ilona Wissenbach und Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)