München/Davos (Reuters) - Der kriselnde Möbelriese Steinhoff versucht seine Kreditgeber zu beruhigen.
In einer Präsentation für ein Treffen mit Banken in London verwies Aufsichtsratschefin Heather Sonn am Freitag auf die Erfolge bei der finanziellen Stabilisierung der operativen Töchter. Zuletzt sei am Mittwoch ein Restrukturierungsplan für die österreichische Tochter Kika-Leiner vereinbart worden. Die Liquidität der Möbelhaus-Kette, die in Europa am stärksten gewackelt hatte, sei damit gesichert. Die deutsche Billig-Möbelkette Poco, an der Steinhoff 50 Prozent hält, trage sich finanziell weiterhin selbst.
Ein mutmaßlicher Bilanzierungsskandal hatte die Aktien des zweitgrößten Möbelkonzerns der Welt nach Ikea auf eine rasante Talfahrt geschickt. Das machte die Banken nervös, weil viele Kredite mit den Anteilen besichert waren. Große US-Banken hatten ihre Darlehen teilweise abgeschrieben. Neben den Banken wollte Sonn am Freitag auch Vertreter der Kreditversicherer treffen, die das operative Geschäft von Handelskonzernen vorfinanzieren.
Der südafrikanische Konzern mit deutschen Wurzeln ist dabei, sich bei südafrikanischen Banken 200 Millionen Euro zu besorgen, um die Liquidität für die nächsten Monate zu sichern. Zuletzt war nur ein Drittel davon ausgezahlt worden. Die französische Tochter Conforama hatte sich auf eigene Faust 115 Millionen Euro vom Finanzinvestor Tikehau Capital beschafft. Weitere 79 Millionen Euro kamen mit dem Verkauf eines Anteils am Online-Portal Showroomprivé an Carrefour herein.
Sonn erklärte in der Präsentation, Steinhoff könne nun die nächsten Schritte angehen: eine breitere Basis an Kreditgebern zu schaffen und strategische Optionen auszuloten. Im laufenden Jahr laufen rund zwei Milliarden der 10,7 Milliarden Euro aus, die sich Steinhoff zur Finanzierung seiner Akquisitionstour geliehen hat. Insider gehen davon aus, dass der Konzern einige Unternehmensteile wieder zur Disposition stellen wird, die er in den vergangenen Jahren zusammengekauft hatte.
Nach Ansicht der Johannesburger Börsen-Chefin Nicky Newton-King zeigt der Fall Steinhoff, dass Aktionäre und Aufsichtsräte Unternehmen künftig stärker auf die Finger sehen müssten. "Es gibt definitiv die Erkenntnis, dass mehr aktivistische Aktionäre vonnöten sind", sagte die JSE-Chefin am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Und vor allem dort, wo es sehr charismatische Vorstandschefs gebe, müssten die Aufsichtsräte besser aufpassen. Bei Steinhoff waren wegen des Skandals sowohl Vorstandschef Markus Jooste als auch Aufsichtsratschef Christo Wiese gegangen.