Reuters

Airlines macht Risiko bei Israel-Evakuierungen zu schaffen

12.10.2023
um 11:57 Uhr

Stockholm/Paris/Frankfurt/Brüssel (Reuters) - Die Airlines in Europa gehen mit der unklaren Sicherheitslage bei Rückholflügen aus dem Kriegsgebiet Israel unterschiedlich um.

Norwegian Air sagte am Donnerstag kurzfristig einen Sonderflug zwischen Oslo und Tel Aviv ab mit Verweis auf fehlenden Versicherungsschutz. "Versicherungsgesellschaften, die Norwegian und einige andere Fluggesellschaften nutzen, decken Flüge nach Tel Aviv nicht mehr ab", erklärte die Airline. Die vier Lufthansa-Sonderflüge im Auftrag der Bundesregierung von Frankfurt und München nach Tel Aviv hoben unterdessen am Donnerstagmorgen Sprechern zufolge ab. Für Freitag sind vier weitere Flüge geplant.

Auch von Air France machte sich ein Flieger auf den Weg, um Franzosen wegen der Kämpfe in Israel nach Hause zu bringen. Die niederländische Schwester KLM dagegen hatte am Mittwoch einen Sonderflug aus Sicherheitsbedenken abgesagt, die Regierung schickte stattdessen ein Militärflugzeug.

Die meisten internationalen Fluggesellschaften stellten kurz nach dem Überfall der von der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am Wochenende den regulären Flugverkehr in das Land ein. Die Airlines entscheiden darüber selbst auf Basis ihrer Risikoeinschätzung. Die Flugsicherheitsbehörden Israels, Europas oder der USA mahnten die Airlines zu Vorsicht, verhängten aber keine Flugverbote. Letztlich liegt es in der Verantwortung der Piloten, bei plötzlich auftretenden Gefahren die Flugroute zu ändern. So kehrte am Mittwoch eine Maschine von British Airways (BA) kurz vor Tel Aviv um wegen Raketenbeschusses, obwohl nach Angaben des Flughafens der Airport Ben Gurion nicht bedroht war. Der Chef des BA-Mutterkonzerns IAG, Luis Gallego, sagte bei einer Konferenz in Brüssel, Verbindungen nach Israel seien für drei Wochen eingestellt, um die Entwicklung der Lage abzuwarten.

RAKETENABWEHR AN BORD

Da es nur noch wenige reguläre Flüge von Israel gibt, springt die israelische Fluggesellschaft El Al mit Zusatzflügen zwischen Tel Aviv und New York, Paris, Rom und einigen anderen europäischen Städten ein. Die Airline hält ihren Flugbetrieb, darunter auch Verbindungen nach München und Frankfurt, aufrecht, zumal nach der Einberufung zum Militärdienst viele israelische Reservisten in ihre Heimat fliegen. El Al hat laserbasierte Raketenabwehrsysteme an Bord. In Israel sind zudem staatliche Garantien für Versicherungen von Airlines angesichts der riskanten Sicherheitslage in der Diskussion. Denn einige Versicherungen wollten die Geschäftsbedingungen ändern, nach denen Israel bisher nicht als Hochrisikogebiet eingestuft wurde, sagte Neil Roberts, Versicherungsexperte von Lloyd's Market Association.

Ryanair-Chef Michael O'Leary erklärte in Brüssel, der Airport Ben Gurion habe den Billigflieger gebeten, einige Flüge wieder aufzunehmen. Entscheidend hierfür sei die Sicherheitslage. Da die Buchungen von Israel-Flügen eingebrochen seien, müssten die Regierungen entscheiden, ob der Luftverkehr dorthin aufrecht erhalten werde.

(Bericht von Anna Ringstrom, Ilona Wissenbach, Bart H. Meijer, Joanna Pluciinska, Tim Hepher, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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WKN 577330 ISIN DE0005773303

International Consolidated Airlines Group S.A.

WKN A1H6AJ ISIN ES0177542018