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AMS-Osram verliert Großkunden für MicroLED-Technik - Abschreibung

29.02.2024
um 07:37 Uhr

München (Reuters) - Hiobsbotschaft für AMS-Osram: Dem deutsch-österreichische Sensor- und Lichtkonzern ist der wichtigste Kunde für seine neue MicroLED-Technik abgesprungen.

Das Schlüsselprojekt für die nur pixelgroßen LEDs, die etwa in Smartwatch-Displays eingesetzt werden können, sei unerwartet storniert worden, teilte AMS-Osram am Mittwochabend in Premstätten bei Graz mit. Mit Blick auf die Technik und den erhofften Großauftrag hatte das Unternehmen eine neue 8-Zoll-Wafer-Fabrik im malaysischen Kulim hochgezogen, die in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen sollte. Den Namen des Auftraggebers nannte AMS-Osram wie in der Branche üblich nicht, Insidern und Medienberichten zufolge hatte der Konzern aber den US-Smartphoneriesen Apple beim Bau der Chip-Fabrik im Visier. "Die Gespräche mit dem Kunden dauern an", hieß es.

Für das Werk in Kulim hatte AMS-Osram rund 800 Millionen Euro Investitionskosten veranschlagt, die nun zunächst nutzlos sind. AMS-Osram schreibe deshalb im ersten Quartal 600 bis 900 Millionen Euro auf das Projekt ab, hieß es in der Mitteilung. Im Zuge der Annullierung des Auftrags werde man "die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten aller zur microLED-Strategie gehörenden Vermögenswerte hinterfragen, insbesondere der neuen 8-Zoll-LED-Fabrik in Kulim". Um Geld in die Kasse zu bekommen, hatte der neue Vorstand um Aldo Kamper und Finanzvorstand Rainer Irle die neue Fabrik für 450 Millionen Euro verkauft und zurückgemietet.

Das Projekt in Malaysia hatte noch der ehemalige AMS-Chef Alexander Everke eingefädelt. AMS war mit Apple stark gewachsen, hatte aber zuletzt immer mehr Aufträge des US-Computerriesen verloren.

Mit der Absage des Großkunden an die MicroLED-Technologie reduzieren sich auch die Wachstumsperspektiven von AMS-Osram: Statt eines erhofften mittelfristigen Umsatzwachstums im Kerngeschäft von sechs bis zehn Prozent seien nun nur noch sechs bis acht Prozent zu erwarten, hieß es. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fehlten damit 30 bis 50 Millionen Euro, weil weniger Forschungs- und Entwicklungskosten aktiviert würden und weniger Subventionen zu erwarten seien. AMS-Osram prüfe deshalb zusätzliche Sparmaßnahmen neben dem laufenden Kostenprogramm, um den entgangenen Gewinn wettzumachen.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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