Berlin (Reuters) - Deutsche Firmen sehen sich auf dem chinesischen Markt deutlich benachteiligt.
Zwei Drittel der von der Außenhandelskammer (AHK) in China befragten Unternehmen geben an, dass sie "unfairen Wettbewerbsbedingungen" ausgesetzt sind. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage unter 150 Mitgliedsfirmen in China hervor. Zugleich begründen fast 80 Prozent der Unternehmen neue Investitionen in China damit, dass sie auf dem Milliarden-Markt weiter wettbewerbsfähig bleiben wollen. Denn immer stärker würden chinesische Firmen Treiber der Innovation.
Zwar sehen nur fünf Prozent der befragten Unternehmen ihre chinesischen Konkurrenten schon heute in einer technologischen Führungsrolle. Aber 46 Prozent erwarten dies in den nächsten fünf Jahren. In der Automobilindustrie ist die Zahl noch höher: 58 Prozent erwarten dort einen Technologiesprung der inländischen Konkurrenz in den kommenden fünf Jahren. Auffallend ist, dass in der Umfrage vor allem private chinesische Firmen, nicht aber staatliche Unternehmen als Hauptkonkurrenten angesehen werden. Als Folge des verschärften Wettbewerbs erwarten mehr als 80 Prozent einen erhöhten Kostendruck. Zudem wird erwartet, dass die Gewinnmargen im China-Geschäft sinken. Immerhin 70 Prozent erwarten sogar einen sinkenden Marktanteil.
79 Prozent der Firmen geben deshalb an, dass sie in China investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben - gut die Hälfte will dabei auch mehr Geld in Forschung und Entwicklung vor Ort stecken. 47 Prozent geben an, dass Kunden und Partner sie zu mehr lokaler Produktion in China drängen. Dies hat auch mit der Sicherheit von Lieferketten für Verkäufe in China zu tun. 37 Prozent geben an, dass sie trotz der schwachen Inlandsnachfrage hohe Erwartungen an die Entwicklung des chinesischen Marktes haben. Danach folgen als Gründe nötige Innovationen, der Abbau geopolitischer Risiken, der oft eine interne Abkoppelung des China-Geschäfts von Unternehmensbereichen in anderen Ländern bedeutet, sowie die Praxis, dass bei Ausschreibungen Produkte bevorzugt werden, die im Reich der Mitte selbst produziert werden.
Bei den Nachteilen als ausländische Firmen werden vor allem informelle Zugangsbeschränkungen beklagt. So sind die meistgenannten Antworten der Firmen ihr schlechterer Zugang zu Netzwerken oder Universitäten in China. Nachteile gegenüber chinesischen Wettbewerbern werden zudem bei Standardisierung und Steuerbegünstigungen gesehen. Danach folgen die auch von den Wirtschaftsverbänden kritisierte Diskriminierung bei öffentlichen Ausschreibungen, der steuerlichen Förderung in China und dem Marktzugang.
Diese Themen dürften auch eine Rolle bei den Gesprächen des Kanzlers Olaf Scholz in China spielen. Er wird am Samstag mit einer Wirtschaftsdelegation nach China reisen.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)