Bangalore/Berlin (Reuters) - Mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr werfen erste Schatten auf die Geschäfte der großen US-Banken.
Die größte US-Bank JP Morgan gab am Freitag einen zurückhaltenden Ausblick auf das Gesamtjahr. Das Geldhaus rechnet mit Zinseinnahmen von 89 Milliarden Dollar, abhängig von der Marktentwicklung - eine Milliarde mehr als bislang erwartet, aber weniger als von LSEG befragte Analysten für möglich hielten. "Viele Wirtschaftsindikatoren bleiben günstig", sagte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon. Zugleich seien die Aussichten aber unsicher. Er nannte dabei die weltweiten Konflikte, den anhaltenden Inflationsdruck und den Rückkauf von Anleihen durch die Notenbanken.
Im abgelaufenen Quartal profitierte das Institut von den höheren Notenbankzinsen und steigerte den Gewinn um sechs Prozent auf 13,42 Milliarden Dollar, während Analysten mit einem Rückgang gerechnet hatten. Dazu kommt die Übernahme der strauchelnden First Republic Bank vor fast einem Jahr, welche über ein starkes Kreditgeschäft verfügt und damit ebenfalls die Zinseinnahmen in die Höhe treibt. Die gesamten Einnahmen des Geldhauses stiegen um neun Prozent auf 41,93 Milliarden Dollar. Octavio Marenzi vom Analysehaus Opimas sagte, die Zahlen sähen eigentlich gut aus, dennoch gebe der Aktienkurs im vorbörslichen Handel nach. "Es sieht so aus, als ob kein gutes Werk unbestraft bleibt."
EINLAGEGESCHÄFT BREMST WELLS FARGO
Allerdings ist das Bild nicht überall so rosig. Banken mit einem traditionell starken Einlagegeschäft wie Wells Fargo spüren eine Zurückhaltung der Kunden bei neuen Krediten. Wells Fargo rechnet deswegen für das Gesamtjahr mit einem Rückgang der Netto-Zinseinnahmen. "Es ist schwierig, derzeit einen Ausblick auf die Netto-Zinseinnahmen zu machen, wenn man sich die Volatilität ansieht und die Unsicherheit darüber, wie sich unsere Kunden verhalten", sagte Finanzchef Michael Santomassimo. Schon jetzt macht sich bemerkbar, dass Kunden angesichts der hohen Zinsen weniger neue Kredite aufnehmen, zugleich aber mehr Geld bei der Bank anlegen. Der Gewinn des Geldhauses ging deswegen um sieben Prozent zurück.
Weil die Geldhäuser die Zinsen für Kredite deutlich stärker erhöht haben als die für Einlagen, legten zuletzt die Zinseinnahmen häufig zu. Allerdings haben Bankmanager zuletzt immer wieder darauf verwiesen, dass dieser Rückenwind irgendwann nachlassen wird. Dabei spielt eine Rolle, dass sich angesichts der hohen Zinsen viele Verbraucher bei neuen Konsumentenkrediten zurückhalten. Zudem schwindet der Effekt bei insgesamt sinkenden Zinsen. Es wird damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins von derzeit 5,25 bis 5,5 Prozent im laufenden Jahr mehrmals senkt.
UMBAU DER CITIGROUP TRIEB KOSTEN IN DIE HÖHE
Die Citigroup bekam unterdessen die Kosten ihres Umbaus zu spüren, hohe Abfindungen lasteten auf dem Gewinn. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus 3,4 Milliarden Dollar nach 4,6 Milliarden Dollar vor Jahresfrist. Citi-Chefin Jane Fraser verspricht sich vom Abbau von ungefähr 7000 Stellen jährliche Einsparungen von 1,5 Milliarden Dollar. Zunächst aber trieb der Umbau die Kosten auf 14,2 Milliarden Dollar in die Höhe. "Der vergangene Monat markierte das Ende der Restrukturierung, die wir im September angekündigt haben", sagte sie nun.
Zugleich muss JP Morgan nicht mehr ganz so viel Geld in den Einlagen-Sicherungsfonds einzahlen wie zuletzt. In den vergangenen drei Monaten waren dafür nur noch 725 Millionen Dollar vorgesehen, nach drei Milliarden Dollar Ende 2023. Der Fonds musste im vergangenen Jahr einspringen, als drei Regionalbanken in schwere Schieflage geraten waren. Die Citigroup steuerte 251 Millionen Dollar bei.
(Bericht von Manya Saini, Tatiana Bautzer, Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)