Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa setzt nach der Belastung durch Streiks zu Jahresbeginn auf eine starke Sommersaison und will die Kosten durch Einsparungen stabil halten.
Die globale Nachfrage bleibe vor allem bei Privatreisenden hoch, erklärte die Fluggesellschaft am Dienstag. Bei so vielen Urlaubszielen wie nie zuvor im Programm lägen die Buchungen für den Sommerflugplan 16 Prozent über dem Boomjahr 2023. "Wir lassen heute das erste Quartal hinter uns, das vor allem durch Streiks belastet wurde, und stehen an einem Wendepunkt", erklärte Vorstandschef Carsten Spohr. "Wir erwarten einen weiteren Supersommer in 2024."
Zunächst muss aber vor allem die Hauptmarke Lufthansa nach den Tarifkonflikten im eigenen Haus und an Flughäfen Streikkosten von 350 Millionen Euro verdauen. Bei mehr als 500 Streikstunden fielen sechs Prozent der Flüge aus, Hunderttausende Kunde mussten umgebucht werden. Das wiederum ging zulasten höherpreisiger regulärer Buchungen.
Die Airline steuert mit einem Sparprogramm dagegen, bei dem Stellen in der Verwaltung entfallen. "In den nächsten Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, die Auswirkungen steigender Kosten zu kompensieren", erklärte Finanzchef Remco Steenbergen. Ohne Berücksichtigung der Streiks sollen die Kosten im Gesamtjahr stabil bleiben. Ein Personalkostenanstieg um sieben Prozent 2024 sei schon veranschlagt gewesen. Weitere 3,5 bis fünf Prozent müssten 2025/26 über Wachstum hereingeholt werden.
In der Nacht zum Dienstag erzielte auch die Tochter-Airline Eurowings einen Tarifabschluss mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, wie Spohr sagte. "Für die nächsten Jahre herrscht Tariffrieden." Dennoch sind die Folgen auch im zweiten Quartal noch zu spüren, weil verunsicherte Kunden lieber bei anderen, von Arbeitskampf verschonten Airlines buchten. Das Betriebsergebnis werde erst im zweiten Halbjahr steigen.
Abgesehen von den Streiks laufe es geschäftlich bei der Lufthansa gut, kommentierte Johannes Braun, Analyst von Stifel Research. Die Aktien des MDax-Konzerns reagierten kaum.
CARGO-BOOM VORBEI
Wie das Unternehmen schon Mitte des Monats bekannt gegeben hatte, verdreifachte sich der Betriebsverlust im saisonal schwachen Auftaktquartal gegenüber dem Vorjahresquartal auf 849 Millionen Euro. Hauptgrund waren die Arbeitskämpfe von Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa sowie des fliegenden Personals bei der österreichischen Tochter Austrian Airlines. Zudem schrumpfte das Ergebnis der Frachttochter Lufthansa Cargo gegenüber dem noch von Corona-Engpässen bestimmten Vorjahreszeitraum, da sich die mit der Pandemie drastisch gestiegenen Frachtraten wieder normalisierten.
TICKETPREISE STABIL AUF HOHEM NIVEAU
Der Umsatz des Lufthansa-Konzerns stieg um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Die Airlines, zu denen auch die Ferienflieger Eurowings und Discover sowie Swiss und Brussels Airlines gehören, zählten 24 Millionen Fluggäste und damit zwölf Prozent mehr. Das Sitzplatzangebot war aber niedriger als geplant. Im Gesamtjahr plant die Lufthansa-Gruppe 92 Prozent der Angebotskapazität von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, statt bisher 94 Prozent. "Der Anstieg fällt damit aufgrund weiterer Investitionen in die operative Stabilität und verzögerter Flugzeuglieferungen geringer aus als ursprünglich geplant", erklärte die Lufthansa. Die Nachfrage bleibt Spohr zufolge höher als das Angebot, was ihn zuversichtlich zur Preisentwicklung stimmt. Die Ticketpreise seien nach früherem Anstieg stabil.
Wegen des hohen Verlusts zum Jahresauftakt kappte der Konzern seine Gewinnprognose 2024 um eine halbe Milliarde Euro auf 2,2 Milliarden Euro. Das Ziel einer Umsatzrendite von acht Prozent sei nicht erreichbar, werde aber weiter angestrebt.
Dem Konkurrenten Air France-KLM geht es kaum besser: Die niederländische Tochter KLM musste mehr Kundenentschädigungen für Flugausfälle zahlen. Der saisonal übliche Betriebsverlust stieg um 60 Prozent auf 489 Millionen Euro. Auch hier war das Frachtgeschäft schwächer. Konzernchef Ben Smith kündigte Einsparungen an.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)