Dubai (Reuters) - Nach tagelangem Gezerre um einen Großauftrag der Fluggesellschaft Emirates für den Langstreckenjet A350-1000 hat Airbus auf der Luftfahrtmesse in Dubai immerhin eine kleinere Order des Golf-Carriers für das Schwestermodell A350-900 ergattert.
Emirates bestellte während der Schau am Heimatstandort weitere 15 Exemplare des zweistrahligen Großraumflugzeugs im Wert von sechs Milliarden Dollar, wie die Airline am Donnerstag mitteilte. Emirates stockte damit einen laufenden Auftrag über 50 Flieger auf, die von 2024 bis 2028 geliefert werden sollen. Dem Deal war ein teils öffentlich ausgetragener Streit über das von Rolls-Royce gebaute Triebwerk für den größeren A350-1000 vorangegangen, von dem Emirates eigentlich 35 bis 50 Stück ordern wollte.
Emirates-Präsident Tim Clark hatte Anfang der Woche auf der Messe kritisiert, der Flugzeugmotor sei zu wartungsintensiv in heißem Klima, wie es am arabischen Golf herrscht. Das Triebwerk XWB-97 müsse vier Mal so oft in den Hangar wie es nach den Vorstellungen der Airline sein sollte. "Es ist, als würde man einen Rolls Royce kaufen und der Motor fällt nach zwei oder drei Wochen aus", sagte Clark vor der Presse. "Ich möchte wirklich keine Flugzeuge haben, die ständig kaputt gehen."
Rolls-Royce räumte die Problematik ein, verwahrte sich aber gegen die Aussage von Clark, der Motor sei defekt. Unter sandigen, heißen Bedingungen sei der Antrieb gefordert. Rolls-Royce arbeite an Verbesserungen, sagte Ewen McDonald, Chef der Kundenbetreuung von Rolls-Royce. Der A350-900 hat ein anderes Triebwerk der Briten als das von Emirates bemängelte. Es ist üblich, dass Airlines die Verträge für ein Flugzeug und das zugehörige Triebwerk separat abschließen. Der A350-1000 wird ausschließlich mit dem Rolls-Royce-Triebwerk angeboten. Airbus selbst äußerte sich nur knapp. "Es handelt sich um einen vollkommen einwandfreien Motor, den viele Kunden weltweit nutzen", sagte Verkehrsflugzeugchef Christian Scherer.
BOEING STELLT AIRBUS IN DEN SCHATTEN
"Wir planen, die A350-Flotte für eine Reihe neuer Märkte einzusetzen, darunter auch auf Langstreckenflügen mit bis zu 15 Stunden Flugzeit ab Dubai", erklärte Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum, Vorstandschef von Emirates. Die Gesellschaft hat von allen Airlines weltweit die meisten A380-Jumbojets im Einsatz, die Airbus nicht mehr baut. Das aktuell größte Modell des Flugzeugbauers will der führende Golf-Carrier einsetzen, um seine Flotte in den kommenden Jahrzehnten zu erneuern und sein Drehkreuz Dubai für Ost-West-Langstreckenflüge gegen wachsende Konkurrenz zu verteidigen. Nach dem Auftrag für die kleinere Variante gebe es Hoffnung, dass die Bestellung der A350-1000 später noch kommt, erklärte Rolls-Royce-Manager McDonald. "Wir werden unsere Gespräche mit Emirates über die Verbesserungen am A350-1000-Motor fortsetzen und freuen uns darauf, dass sie sich in Zukunft für dieses Flugzeug entscheiden."
Der größte Flugzeugbauer Airbus kann damit sein Auftragsbuch in Dubai bei weitem nicht so gut füllen wie der Rivale Boeing. Der US-Konzern holte bisher Bestellungen von knapp 200 Flugzeugen herein, wobei von Emirates mit dem Kauf von 90 Jets des Modells 777X im Wert von 52 Milliarden Dollar die größte Order kam. Airbus kommt jetzt auf 55 bestellte Flugzeuge. Ein gigantischer Auftrag von Turkish Airlines kam nicht mehr rechtzeitig zur Messe zustande, soll aber in Grundzügen stehen. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, es gehe um insgesamt 355 Flugzeuge. Die Nachbestellung der 15 A350-900 von Emirates für Airbus nannten Branchenkenner einen Trostpreis. Es sei eine gesichtswahrende Lösung, "damit sie wieder sprechen können".
(Bericht von Tim Hepher, Alexander Cornwell, Pesha Magid; geschrieben von Ilona Wissenbach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)