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Der Wandel zur KI-dominierten Wirtschaft

Die Finanzwelt erlebt derzeit eine außergewöhnliche Transformation, angetrieben von der rasanten Entwicklung künstlicher Intelligenz. Was noch vor wenigen Jahren als Science-Fiction galt, ist heute zur wichtigsten Wachstumstriebfeder der Technologiebranche geworden. Unternehmen investieren Milliardensummen in KI-Infrastruktur, Cloud-Computing und Rechenzentren, während Investoren fieberhaft nach den Gewinnern dieser Revolution suchen. Die jüngsten Entwicklungen zeigen eindrucksvoll, wie sich traditionelle Geschäftsmodelle wandeln und neue Marktführer entstehen. Etablierte Technologiekonzerne wie Oracle erleben eine Renaissance, während gleichzeitig völlig neue Player wie Nebius oder CoreWeave aus dem Nichts zu Milliardenwerten heranwachsen. Diese Dynamik schafft sowohl für Großinvestoren als auch für private Anleger außergewöhnliche Chancen, birgt aber auch erhebliche Risiken.

Der aktuelle Marktkontext: KI als Wachstumsmotor

Die gegenwärtige Marktphase zeichnet sich durch eine beispiellose Nachfrage nach Rechenkapazitäten aus. Unternehmen aller Branchen erkennen das Potenzial von KI-Anwendungen und sind bereit, enorme Summen für die notwendige Infrastruktur zu investieren. Diese Entwicklung führt zu einer Neuordnung der Technologiebranche, bei der traditionelle Hierarchien aufgebrochen werden. Besonders bemerkenswert ist die Geschwindigkeit, mit der sich Marktpositionen verändern. Während Amazon Web Services und Microsoft Azure lange Zeit als unangefochtene Cloud-Marktführer galten, erobern sich nun spezialisierte KI-Anbieter bedeutende Marktanteile. Die Bewertungen dieser Unternehmen spiegeln das enorme Vertrauen der Investoren in das langfristige Wachstumspotenzial wider, womit wir auch schon zu der Übersicht unserer Top-KI-Stories gelangen.

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Oracle: Renaissance eines Technologie-Veterans - Die spektakuläre Kehrtwende

Oracle durchläuft derzeit eine der beeindruckendsten Unternehmenstransformationen der jüngeren Börsengeschichte. Der traditionsreiche Datenbankspezialist, der jahrelang als träger Konzern galt, hat sich binnen kurzer Zeit zum gefragten KI-Infrastrukturanbieter gewandelt. Die jüngsten Quartalsergebnisse verdeutlichen diese Metamorphose auf dramatische Weise. Das Unternehmen unter der Führung von CEO Safra Catz konnte vier Großverträge im Milliardenwert abschließen, was zu einem sprunghaften Anstieg der vertraglich zugesicherten Einnahmen auf 455 Mrd. USD führte. Diese sogenannten "Remaining Performance Obligations" stiegen um beachtliche 359 % gegenüber dem Vorjahr - ein Wachstum, das selbst erfahrene Analysten überraschte. Hierbei handelt es sich um vertraglich zugesicherte Einnahmen, die Oracle in der Zukunft von seinen Kunden erhalten wird. Das starke Wachstum hat also die Erwartungen an Oracles zukünftige Umsatzentwicklung bei Weitem übertroffen und die immense Nachfrage nach den Cloud-Diensten des Unternehmens aufs Neue verdeutlicht.

Die Kraft der KI-Partnerschaften

Besonders bemerkenswert sind Oracles strategische Allianzen mit den wichtigsten KI-Pionieren. Das Unternehmen hat bedeutende Cloud-Verträge mit OpenAI, xAI, Meta, NVIDIA und AMD unterzeichnet. Diese Partnerschaften positionieren Oracle als zentralen Infrastrukturanbieter für die KI-Revolution. Chairman Larry Ellison betonte in der Analystenkonferenz die einzigartige Position seines Unternehmens im KI-Inferenz-Markt. Während viele Wettbewerber sich auf das Training von KI-Modellen konzentrieren, sieht Ellison die größten Chancen in der praktischen Anwendung bereits trainierter Modelle. Diese KI-Inferenz wird seiner Ansicht nach in robotergesteuerten Fabriken, autonomen Fahrzeugen und biotechnologischen Simulationen zum Einsatz kommen.

Wachstumsprojektion für Oracle Cloud Infrastructure geradezu atemberaubend

Das Unternehmen erwartet für das laufende Geschäftsjahr Einnahmen von 18 Mrd. USD, was einem Wachstum von 77 % entspricht. Die Fünfjahresprognose sieht noch spektakulärer aus: Die Erlöse sollen auf 32 Mrd. USD, dann 73 Mrd. USD, 114 Mrd. USD und schließlich 144 Mrd. USD im Jahr 2030 ansteigen. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, plant Oracle massive Investitionen in die Infrastruktur. Die Kapitalausgaben für das laufende Geschäftsjahr werden auf 35 Mrd. USD geschätzt - ein enormer Sprung von den 1,6 Mrd. USD im Jahr 2020. Diese Investitionen fließen hauptsächlich in umsatzgenerierende Ausrüstung für Rechenzentren.

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Meta: Die Vision einer KI-dominierten Zukunft - Zuckerbergs Milliarden-Wette

Meta Platforms unter CEO Mark Zuckerberg verfolgt eine der aggressivsten KI-Investitionsstrategien der Technologiebranche. Das Unternehmen plant, in den kommenden drei Jahren mehr als 600 Mrd. USD in KI-Technologien und Infrastruktur zu investieren. Diese beispiellose Ausgabenoffensive unterstreicht Zuckerbergs Überzeugung, dass KI die Zukunft der digitalen Kommunikation und des Metaverse bestimmen wird. Die Investitionsstrategie geht weit über die traditionellen Social-Media-Geschäfte hinaus. Meta erwirbt kontinuierlich NVIDIA-Grafikprozessoren und plant, bis Jahresende mehr als 1,3 Millionen GPUs zu betreiben. Gleichzeitig entwickelt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Broadcom eigene MTIA-Chips, um die Abhängigkeit von externen Anbietern zu reduzieren.

Infrastruktur und Energiestrategie

An dieser Stelle ist es sehr wichtig zu erwähnen, dass Metas KI-Ambitionen eine völlig neue Herangehensweise an Energieversorgung und Rechenzentrumsarchitektur erfordern. Das Unternehmen hat schon einen 20-Jahres-Vertrag mit Constellation Energy für die Nutzung eines Kernkraftwerks in Illinois abgeschlossen. Zusätzlich prüft Meta den Aufbau von ein bis vier Gigawatt neuer Kernenergie-Kapazitäten ab den frühen 2030er Jahren. Genau diese Energiestrategie macht Meta zu einem wichtigen Treiber für die Renaissance der Kernenergie in den USA. Unternehmen wie Constellation Energy, Vistra und zukünftig möglicherweise auch Spezialisten für kleine modulare Reaktoren wie NuScale Power oder BWX-Technologies, die wir durchgehend in unseren Trend-Updates thematisieren, profitieren von dieser Entwicklung und daher darf man sie, v.a. im Schwächephase auf keinen fall aus dem Blickfeld verlieren.

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Nebius: Der überraschende Newcomer - Vom russischen Tech-Konzern zum KI-Infrastruktur-Player

Nebius Group repräsentiert eine der faszinierendsten Erfolgsgeschichten des aktuellen KI-Booms. Das Unternehmen, das aus der Aufspaltung des russischen Technologiekonzerns Yandex hervorgegangen ist, hat sich binnen kurzer Zeit zu einem bedeutenden Anbieter von KI-Infrastruktur entwickelt. Der Durchbruch gelang mit einem spektakulären Vertrag mit Microsoft über 17,4 Mrd. USD für KI-Infrastrukturkapazitäten über fünf Jahre. Diese Vereinbarung, die potenziell auf 19,4 Mrd. USD ausgeweitet werden kann, katapultierte die Nebius-Aktie am 9. September um über 50 % nach oben und demonstriert die enormen Bewertungschancen im KI-Sektor.

Die strategische Positionierung

Nebius profitiert von den Kapazitätsengpässen der großen Cloud-Anbieter. Während Microsoft und andere Tech-Giganten Schwierigkeiten haben, ausreichend NVIDIA-Chips zu beschaffen und neue Rechenzentren zu errichten, bietet Nebius mit seinem neuen 300-Megawatt-Rechenzentrum in New Jersey eine willkommene Lösung. Die Partnerschaft mit Microsoft ermöglicht es dem Software-Riesen, zusätzliche Kapazitäten zu nutzen, ohne eigene Kapitalausgaben zu tätigen oder personelle Ressourcen für den Aufbau und Betrieb weiterer Rechenzentren einzusetzen. Und so sehen die Analysten darin ein Modell, das auch für andere Hyperscaler attraktiv sein könnte.

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CoreWeave: Pure-Play im KI-Computing - Das Unternehmen hinter dem Hype

Aus diesem Grund müssen wir erneut die Aktie von CoreWeave erwähnen, denn sie verkörpert wie kaum ein anderes Unternehmen den reinen KI-Infrastruktur-Play. Seit dem Börsengang im März hat sich die Aktie mehr als verdoppelt und das Unternehmen als Spezialist für KI-Server-Vermietung etabliert. Mit einem Quartalsumsatz von 1,21 Mrd. USD übertrifft CoreWeave bereits deutlich kleinere Konkurrenten wie Nebius. Das Geschäftsmodell konzentriert sich dabei ausschließlich auf die Vermietung von KI-Servern an Kunden wie Microsoft. Diese Fokussierung zahlt sich aus, birgt aber auch Risiken, da das Unternehmen stark von der anhaltenden KI-Nachfrage abhängig ist. CoreWeave ist sich den erwähnten Risiken bewusst und erweitert seine Strategie durch den Start von CoreWeave Ventures, einem Investmentarm für KI-Start-ups. Diese Initiative diversifiziert die Risiken und schafft neue Wachstumsmöglichkeiten durch direkte Kapitalinvestitionen, Compute-for-Equity-Deals und technische Kooperationen mit aufstrebenden KI-Unternehmen.

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Die Infrastruktur-Profiteure - Netzwerk und Verbindungstechnik

Nicht zu vernachlässigen ist aber auch die Tatsache, dass der KI-Boom auch für spezialisierte Infrastrukturanbieter außergewöhnliche Chancen schafft. Unternehmen wie Arista Networks und Astera Labs profitieren bspw. als Hersteller der Technik, die Server in Rechenzentren miteinander verbindet. Credo Technology Group, das kürzlich beeindruckende Quartalsergebnisse vorlegte, gehört ebenfalls zu den Gewinnern dieser Entwicklung.

Energie und Versorgung

Die enormen Energieanforderungen der KI-Infrastruktur schaffen aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten für Energieunternehmen. Williams Companies erhielt bspw. zuletzt die Genehmigung für den Bau eines Erdgas-Kraftwerks in Ohio, das direkt an ein Meta-Rechenzentrum angeschlossen wird, während Caterpillar die dafür benötigte Energieausrüstung liefert.

Kleinere Player mit großen Chancen - IREN und TeraWulf: Die Aufsteiger

Interessant ist aber auch die Zukunftsrolle der kleineren Player wie Iris Energy (IREN) oder TeraWulf. IREN konnte zuletzt seine annualisierten KI-Cloud-Einnahmen um das Zehnfache steigern und plant weitere NVIDIA-Chip-Käufe. Die Aktie, die zuletzt u.a. durch Nebius/Microsoft-Nachrichten beflügelt wurde, profitiert von der wachsenden Nachfrage nach KI-Hosting-Dienstleistungen. Iris Energy ist eigentlich ein Unternehmen, das sich auf das Mining von Kryptowährungen wie Bitcoin spezialisiert hat. Sie betreiben Rechenzentren, die größtenteils mit erneuerbaren Energien betrieben werden, was ihnen einen Vorteil in Bezug auf Nachhaltigkeit und Betriebskosten verschafft. Ihre Hauptprodukte sind die Rechenkapazitäten, die für das Schürfen von Kryptowährungen genutzt werden. Doch zunehmend profitiert das Unternehmen auch vom Trend der wachsenden Nachfrage nach Rechenleistung für Künstliche Intelligenz, da die GPU-Chips, die sie ursprünglich für das Mining verwendeten, auch für KI-Anwendungen sehr geeignet sind. Durch die Erweiterung ihres Geschäftsmodells hin zu KI-Cloud-Dienstleistungen und strategische Partnerschaften, wie die jüngste mit Nebius und Microsoft, erschließen sie sich neue, lukrative Einnahmequellen und könnten potenziell noch stärker vom globalen KI-Boom profitieren.

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TeraWulf verzeichnete in den letzten drei Monaten eine Verdopplung des Aktienkurses, hauptsächlich aufgrund einer Beteiligung von Alphabet im Rahmen eines KI-Hosting-Vertrags. Diese Entwicklung zeigt, wie schnell sich kleinere Unternehmen durch strategische Partnerschaften zu bedeutenden Marktteilnehmern entwickeln können. Der Konzern ist ein amerikanisches Unternehmen, das ebenfalls im Bereich des Bitcoin-Minings tätig ist, wobei sie sich auf den Betrieb von umweltfreundlichen, vertikal integrierten Rechenzentren in den USA konzentrieren. Ihr Geschäftsmodell basiert auf der Bereitstellung von hochleistungsfähiger Rechenkapazität, die primär für das Bitcoin-Mining genutzt wird. Wie Iris Energy profitiert auch TeraWulf stark von der zunehmenden Konvergenz von Krypto-Mining und KI-Hosting. Der maßgebliche Trend, der das Unternehmen beflügelt, ist die steigende Nachfrage von großen Technologieunternehmen nach Rechenzentren, die speziell für KI-Workloads optimiert sind. Die strategische Beteiligung von Alphabet im Rahmen eines KI-Hosting-Vertrags ist ein klares Beispiel dafür, wie TeraWulf von diesem Trend profitiert, indem es seine Infrastruktur für neue Geschäftsfelder öffnet und sich von einem reinen Krypto-Miner zu einem wichtigen Anbieter von KI-Infrastruktur entwickelt.

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Risiken und Herausforderungen - Kapitalintensive Geschäftsmodelle

Zu erwähnen ist schließlich die Tatsache, dass die KI-Revolution massive Kapitalinvestitionen erfordert, die traditionelle Geschäftsmodelle auf den Kopf stellen. Oracle musste bspw. Aktienrückkäufe nahezu einstellen und verzeichnet negativen freien Cashflow aufgrund der enormen Kapitalausgaben. Diese Transformation von kapitalleichten zu kapitalintensiven Geschäftsmodellen birgt erhebliche Risiken. Abhängigkeit von wenigen Anbietern ist ein weiteres große Problem v.a. vieler kleiner Player: Die starke Abhängigkeit von NVIDIA-Chips schafft weiterhin Versorgungsrisiken für alle Marktteilnehmer. Unternehmen wie Meta versuchen durch die Entwicklung eigener Chips diese Abhängigkeit zu reduzieren, doch der Erfolg solcher Strategien ist ungewiss.

Die nächste Phase der KI-Evolution

Abschließend lässt sich sagen, dass die aktuellen Entwicklungen unmissverständlich darauf hindeuten, dass die KI-Revolution erst am Anfang steht. Larry Ellisons Fokus auf KI-Inferenz und autonome KI-Agenten zeigt neue Anwendungsbereiche auf, die das Marktpotenzial weiter vergrößern könnten. Die Integration von KI in Geschäftsprozesse, Fertigung und Verwaltung verspricht dabei noch größere Investitionszyklen.

Für Investoren bedeutet dies sowohl außergewöhnliche Chancen als auch erhebliche Risiken. Die Gewinner der KI-Revolution werden wahrscheinlich zu den wertvollsten Unternehmen der Welt gehören, während Verlierer schnell an Relevanz verlieren könnten. Die Geschwindigkeit der Marktveränderungen macht dabei eine kontinuierliche Beobachtung der Entwicklungen unerlässlich.

Die vorgestellten Unternehmen - von etablierten Giganten wie Oracle und Meta bis zu aufstrebenden Spezialisten wie Nebius, TeraWulf und CoreWeave - repräsentieren in dieser Hinsich verschiedene Facetten dieser Transformation. Jedes dieser Unternehmen verfolgt eine eigene Strategie zur Kapitalisierung der KI-Chancen, was Investoren eine breite Palette von Investitionsmöglichkeiten, aber auch kurzfristigen Tradingchancen bietet.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.