Reuters

Versicherer warnen vor steigenden Preisen für Wohngebäude-Policen

14.06.2023
um 11:07 Uhr

München (Reuters) - Bei der Einführung einer Pflichtversicherung gegen Hochwasser und Starkregen ohne gleichzeitige Schutzmaßnahmen drohen nach Ansicht des Branchenverbandes GDV kräftige Preiserhöhungen.

"Wenn wir Prävention und Klimafolgenanpassung nicht konsequent umsetzen, könnte es in Deutschland nach unseren Schätzungen allein infolge der Klimaschäden innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Verdopplung der Prämien für Wohngebäude-Versicherungen kommen", warnte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Mittwoch in Berlin. "Mancherorts könnten Gebäudeversicherungen gar so teuer werden, dass sich das Kunden nicht mehr leisten können."

Seit der Flutkatastrophe im Ahrtal wird in der Politik über eine verpflichtende Absicherung von Hausbesitzern gegen Schäden durch Hochwasser, Erdrutsche oder Sturzfluten diskutiert. Dieser sogenannte Elementarschutz ist bisher standardmäßig nicht Teil der Wohngebäudeversicherung, die etwa für Schäden bei Sturm und Hagel aufkommt. Die Pflichtversicherung dürfte am Donnerstag auch Thema einer Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz sein. Der GDV bekräftigte seine Forderung, dass eine solche Pflichtversicherung mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie Bauverboten in hochwassergefährdeten Gebieten einhergehen müsse.

Sonst könnten einige Versicherer aus dem Geschäft aussteigen müssen, weil sie die Risiken nicht mehr tragen könnnten, warnte Mathias Kleuker, Vorstandschef der LVM Versicherung aus Münster und Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft. "Ohne Prävention könnte das breite Versicherungsangebot, wie wir es heute kennen, in Zukunft schrumpfen."

Asmussen und Kleuker forderten eine finanzielle Absicherung extremer Naturkatastrophen-Risiken durch den Staat. Dieser würde oberhalb einer bestimmten Grenze - etwa über 30 Milliarden Euro - die Schäden übernehmen, die die Versicherer nicht mehr tragen könnten. Solche "Stop-loss-Regelungen" gebe es in Ländern wie Frankreich und Großbritannien auch. "Wir halten das für eine gute Lösung auch für Deutschland", sagte Asmussen. 30 Milliarden wären fast das Vierfache des versicherten Schadens im Ahrtal.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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