Reuters

Schmuckmarken bescheren Luxuskonzern Richemont Rekordumsatz

12.05.2023
um 14:22 Uhr

Zürich (Reuters) - Der Luxusgüter-Hersteller Richemont hat dank einer starken Nachfrage nach Schmuck von Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati einen Rekordumsatz erzielt.

Und Konzernchef Jerome Lambert sieht noch viel Raum für weiteres Wachstum. "Der Wohlstand in der Welt wächst, die Nachfrage nach Luxusgütern nimmt zu, und die Nachfrage nach Schmuck steigt", erklärte er am Freitag. Nicht nur bei Schmuck, auch bei Uhren von Marken wie A. Lange & Söhne und IWC griffen wohlhabende Kunden zu. Alleine mit Vacheron-Constantin-Uhren, die zehntausende von Euro pro Stück kosten können, erreichte der Konzern die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro.

Konzernweit kletterte der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 um 19 Prozent auf 19,95 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis des Schweizer Unternehmens kletterte gar um über ein Drittel und erreichte damit ebenfalls eine Bestmarke. Die Erholung des chinesischen Marktes nach dem Ende der Corona-Einschränkungen löste im letzten Quartal einen Schlussspurt aus.

Im vergangenen Jahr hatte die Ausbreitung des Coronavirus im für die Branche entscheidenden Markt China das Wachstum teilweise gebremst. Doch inzwischen hat das Geschäft angezogen, zudem dürften die Chinesen in Zukunft wieder mehr reisen und dabei auch im Ausland wieder mehr nach Luxusgütern greifen. Richemont sehe in den Geschäften vermehrt Individualtouristen aus China, den USA und anderen Teilen der Welt, erklärte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert in einer Telefonkonferenz. Gruppen aus China blieben aber weiterhin aus, das habe unter anderem mit den Fristen für Visa und auch den weiterhin hohen Flugkosten zu tun. Auch für den Sommer rechne er noch nicht mit vielen Gruppen aus China. "Aber glaube ich, dass sie kommen werden? Ja," sagte Rupert. Allerdings könnte dies länger dauern als in der Vergangenheit.

"KÖNIG DER JUWELIERE"

Mit dem Jahresabschluss übertraf Richemont die Markterwartungen. Die Aktien des Genfer Unternehmens zogen bis Mittag um 6,3 Prozent an und beflügelten damit auch andere Luxus-Titel. "Der König der Juweliere überzeugt", erklärte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Richemont sei im Märzquartal stärker als die Branche gewachsen. LVMH wuchs um 17 Prozent, die Gucci-Muttergesellschaft Kering trat praktisch auf der Stelle.

Mit Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati ist Richemont der ZKB zufolge Weltmarktführer bei Markenschmuck, einer der attraktivsten Produktkategorien der Luxusgüterbranche. Dessen Marktanteil dürfte dank der jüngeren Generation von aktuell 20 Prozent massiv zunehmen. Marken mit einer hohen Preissetzungsmacht sieht auch Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy als Gewinner. Wie der Abschluss von Richemont zeige, habe sich die gegenläufige Entwicklung von starken Marken mit ikonischen Modellen auf der einen und schwächeren Marken auf der anderen Seite in den vergangenen Monaten wegen der hohen Inflation noch verstärkt.

Rupert betonte, dass der Umsatzanstieg nicht in erster Linie auf Preiserhöhungen zurückzuführen sei. Der Konzern arbeite aber vor allem an seiner Produktivität, um die Auswirkungen der Inflation einzudämmen. Richemont habe die Preise eigenen Angaben zufolge weniger stark angehoben als einige Rivalen. "Diese Leute sind seit vielen Jahren unsere Kunden, und wir glauben nicht, dass wir die Preise aggressiv erhöhen sollten", sagte Rupert.

"KEIN DIREKTER VORSTOSS VON HERR ARNAULT"

Richemont kündigte zudem an, dass die US-Schmuckhändlerin Fiona Druckenmiller in den Verwaltungsrat gewählt werden solle, während vier gegenwärtige Mitglieder des Gremiums über die kommenden zwei Jahre zurücktreten wollen. Anleger und Investoren dürften dies als Bestätigung dafür sehen, dass Richemont unabhängig bleiben und sich von Großübernahmen fernhalten wolle, erklärte Bernstein-Analyst Luca Solca. Er stehe zwar in regelmäßigem Austausch mit Besitzern und Aufsichtsratschefs von anderen Luxusgüterunternehmen, erklärte Rupert. Aber sie respektierten die Unabhängigkeit der anderen. Zu Spekulationen, wonach LVMH-Chef Bernard Arnault ein Auge auf Cartier geworfen habe, sagte Rupert: "Es gab in dieser Angelegenheit keine direkte Annäherung von Herr Arnault." Den Vorschlag eines Zusammenschlusses mit Kering habe Richemont vor zwei Jahren abgelehnt.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Compagnie Financière Richemont AG

WKN A1W5CV ISIN CH0210483332

Kering S.A.

WKN 851223 ISIN FR0000121485

LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE

WKN 853292 ISIN FR0000121014